Gewöhnung an den neuen Kratzbaum

Wie gewöhne ich meine Katze/n am besten an den ersten bzw. neuen Katzen-Kratzbaum?

Die wichtigste Voraussetzung, dass Katzen einen Katzen-Kratzbaum annehmen, ist seine Stabilität. Sein sicherer Stand ist ein absolutes Muss, denn zu einem wackeligen Kratzbaum wird keine Katze je Vertrauen fassen. Am besten testet man den fertig aufgebauten Kratzbaum zunächst selbst einmal auf seinen sicheren Stand, bevor die eigentliche Gewöhnung einer Katze an ihren zukünftigen Spielplatz beginnt.

Des weiteren ist die jeweilige Situation von Bedeutung, wie z. B.:

  1. Ist die Katze jung oder alt?
  2. Kommt die Katze neu in einen Haushalt?
  3. Oder soll für die bereits vorhandene/n Katze/n der alte Kratzbaum gegen einen neuen ausgetauscht werden?

Es macht selbstverständlich einen Unterschied, ob man ein Baby-Kätzchen erstmals mit einem Kratzbaum in Kontakt bringen möchte oder lediglich ein Austausch des Katzen-Kratzbaumes ansteht.

1. Bei einer sehr jungen Katze kann es sein, dass sie es noch nicht schafft, einen Kratzbaum selbst zu erklimmen bzw. auch wieder hinunter zu kommen. Es könnte also passieren, dass sie mit dem Kratzbaum Misserfolge verbindet. Aufmerksame Katzen-Beobachter werden das schnell erkennen und können entsprechend gegensteuern, indem sie Hilfestellungen anbieten, wie beispielsweise kleine Trittleitern, die selbstverständlich ebenfalls einen stabilen Stand haben müssen. Dies gilt ebenso für ältere Katzen, die eventuell nicht mehr so gelenkig sind oder keine großen Sprünge mehr ausführen können. Schon bei der Auswahl eines neuen Kratzbaumes kann man auf den Abstand zwischen den Treppenstufen etc. achten, um einem Katzen-Senior den Auf- und Abstieg zu erleichtern. Bequeme Liegeflächen und Aussichtsmöglichkeiten lieben auch die älteren Samtpfoten, sie müssen sie eben nur erreichen können. Und ein neuer Katzen-Kratzbaum kann zudem ein ‚Jungbrunnen‘ sein, der die Neugierde wieder weckt und den Lebensabend angenehm bereichert.

2. Kommt eine Katze neu in einen Haushalt, sollte sie den Kratzbaum am besten fertig aufgebaut vorfinden. Sind bereits andere Katzen vorhanden, wird der neue Stubentiger (nach entsprechender Eingewöhnung) die Funktion durch das Vorleben der Artgenossen von sich aus übernehmen. Natürlich vorausgesetzt, dass das Gewöhnen der Katzen untereinander behutsam vorging und die Hierarchie in der Gruppe untereinander ‚ausgekämpft‘ worden ist. Lebt die ankommende Katze künftig allein im neuen Zuhause, muss sie, insbesondere wenn sie in ihrem bisherigen Leben noch keinen Kratzbaum kennengelernt hat, einfühlsam daran gewöhnt werden.

Sind alle Voraussetzungen geklärt, beginnt die eigentliche Gewöhnung an den Kratzbaum:

Die meisten Katzen sind recht neugierig und werden irgendwann dieses ‚unbekannte Ding‘ von sich aus beschnuppern. Finden sie bei der ersten Kontaktaufnahme dann noch ein Leckerli oder ein interessant raschelndes Papierband etc. vor, verbinden sie sofort etwas Positives mit diesem neuen Gegenstand in ihrem vertrauten Revier, der ihr weiteres Interesse verdient. So wird sie den Kratzbaum nach und nach, je nach Temperament eventuell auch stürmisch, erobern und ihre Duftnoten verteilen, um ihn als ihr Revier zu markieren. Das Verteilen des eigenen Duftes erfolgt beispielsweise über ein Reiben des Kopfes an Teilen des Kratzbaumes oder ein Kratzen an den Sisalflächen, wobei sie Pheromone aus den zwischen den Zehen sitzenden Drüsen dort verteilt. Hier brauchen Katzenhalter/innen nichts weiter zu tun, als Leckerli oder Spielzeug vorbereitet zu haben, denn es ist nur noch eine Frage der Zeit, in welchem Tempo die Katze vorgeht.

Manchen Katzen missfällt einfach nur der Geruch des fabrikneuen Kratzbaumes, ohne dass es dieser Geruch unangenehm bis in die vergleichsweise unsensible Nase von uns Menschen schafft. Katzen sind von Natur aus mit einem viel stärkeren Geruchssinn als wir ausgestattet und nehmen Gerüche daher viel intensiver wahr. In diesem Fall heißt das Zauberwort ‚Geduld‘, und zwar solange bis der Geruch des Neuen verflogen ist und der Kratzbaum dem empfindlichen Katzennäschen sympathischer ist.

Der Trick, einen Kratzbaum mit Katzenminze, Baldrian etc. (also die Art von Düften, auf die viele Katzen sozusagen ‚voll abfahren‘) zu bearbeiten, ist allerdings kritisch zu sehen. Zum einen lieben nicht alle Katzen diese Düfte und bei einer neu einziehenden Katze weiß man das nicht unbedingt. Hat man aber den neuen Kratzbaum damit pur besprüht (Spray) oder besprenkelt (Tropfen), sitzt der Geruch in allen Materialien, wie Holz, Plüsch und Sisal  und wird von der Katze ignoriert. Zum andern haben Katzen, wie gesagt, eine viel sensiblere Wahrnehmung von Gerüchen als wir. Sobald der menschliche Geruchssinn  auch nur einen Hauch dieser Düfte wahrnimmt, stellt dies in der Regel für Katzen eine unausstehliche Duftwolke dar. Besser ist es daher, alternativ ein kleines mit getrockneter  Katzenminze gefülltes Säckchen auf den Kratzbaum zu legen.

Beobachtet man eine schlafende Katze, hat man oft den Eindruck, dass sie ’sich selbst gut riechen‘ kann. Manche legen sogar ein Pfötchen über die Nase. Vielleicht gehört das aber auch zu menschlicher Fehlinterpretation. Jedenfalls ist ihr aber ihr eigener Geruch vertraut. Dies kann man ebenfalls nutzen, indem man die Katze mit einem sauberen Tuch leicht abreibt (Duftdrüsen: Analbereich, Kopfseiten, Pfoten) und diesen Geruch vom Tuch auf verschiedene Stellen am Kratzbaum überträgt oder das Tuch direkt dort hinlegt. Bevorzugt der Stubentiger irgendein Kleidungsstück seines ‚Dosenöffners‘, kann dies natürlich ebenfalls eingesetzt werden, indem man es seinem Liebling zusammen mit dem Kratzbaum schenkt.

Katzen können recht misstrauisch auf Veränderungen in dem ihnen vertrauten Revier reagieren, insbesondere, wenn sie eher zu den ängstlichen Samtpfoten zählen. Hier ist ein sehr geduldiges und behutsames Heranführen der Katzen an einen Kratzbaum durch ihre vertraute Bezugsperson angebracht. Aber bitte niemals mit Druck oder gar Zwang, denn das könnte das Vertrauensverhältnis empfindlich stören und/oder die Katze zu einer dauerhaften Ablehnung ihres schönen Spielplatzes durch die damit verbundene negative Erfahrung führen.

Ein einfühlsames Heranführen kann beispielsweise spielerisch erfolgen, indem man den Kratzbaum vorsichtig ins vertraute Spiel einbezieht. So kann man z. B. die Spielstimmung der Katze mit einer ‚Angel‘ (Band mit Spielzeug) wie folgt zur Annäherung benutzen: Das Spiel beginnt in vertrauter Umgebung, die Katze ‚jagt die Beute‘ und rennt hinter dem gezogenen Spielzeug her. Im Spiel bewegt man sich selbst langsam immer näher an den Kratzbaum heran und geht weiter Schritt für Schritt vor, je nach Reaktion der Katze. Ist sie  so in ihr Spiel vertieft, zieht man das Spielzeug zunächst nah am Kratzbaum vorbei, berührt ihn anschließend und steigert diese Vorgehensweise – immer die Reaktionen der Katze berücksichtigend – bis zum Hochziehen des Spielzeugs an einem der Stämme. Die Grundstimmung dabei sollte, wie sonst auch im Spiel, freudig sein. Auf diese Art verliert der ‚Eindringling‘ im Katzenrevier nach und nach seine Bedrohlichkeit und wird auf artgerechte Weise integriert.

Eine andere Variante ist es, der Katze den Kratzbaum mittels schrittweisem Verteilen von Lieblingsspielzeug attraktiv oder durch Verteilen von Leckerchen ’schmackhaft‘ zu machen. Auch hier ist zunächst vielleicht etwas geduldiges Abwarten erforderlich. Katzen sind eben Freigeister, die etwas dann tun, wenn sie es wollen.

Es gibt auch Katzen, die sich bevorzugt in einem unbeobachteten Moment über die verteilten Angebote hermachen und ihre/n Menschen irgendwann ‚plötzlich‘ nach heimlich erfolgter ‚Eroberung‘ ihres neuen Spielterrains mit stolzen Sprüngen auf den Kratzbaum überraschen. Dann ist selbstverständlich Loben und Mitfreuen angesagt.

Ein letzter Tipp ist das Vormachen. Dazu kratzt man mit den Fingernägeln selbst am Kratzbaum und animiert so die Katze zum Nachmachen. Tut sie es, ist natürlich die Freude riesig und das richtige Verhalten wird umgehend belohnt (positive Verstärkung). Aber auch bei dieser Vorgehensweise gilt es, Geduld aufzubringen. Keinesfalls sollte man die Pfoten der Katze nehmen und ‚gewaltsam‘ am Sisal kratzen lassen oder noch schlimmer, die Katze einfach auf den Kratzbaum zu setzen bzw. sie an eine Kratzstelle zu hängen, denn all das führt garantiert zu einem dauerhaften Ablehnen.

Vorsicht ist auch bei Laserpointern angesagt. Katzen haschen gerne diesen tanzenden Lichtern nach, so wie alles in Bewegung oder Raschelnde ihr Interesse weckt. Aber bei Laserpointern ist unbedingt darauf zu achten, dass der Lichtschein niemals direkt auf die Augen der Katze treffen darf.

Hat die Katze bisher unser Mobiliar zur Krallenpflege benutzt, ist das Wort ‚Nein‘ mit freundlichem Hinweis auf die Alternative Kratzbaum hilfreich. Dieses ‚Nein‘ braucht einfach nur bestimmt und konsequent gesagt zu werden, man muss es weder laut noch in einem  bösen Ton aussprechen. Wichtig ist auch das Timing, nämlich sofort bei einem Ertappen auf frischer Tat. Nur so kann eine Katze verstehen, was wir nicht wollen. Der freundliche Hinweis auf die Alternative Kratzbaum bedeutet, die Katze daran zu erinnern, das dies nun ihr eigenes Revier darstellt. Hier kann sie ihre arttypischen Verhaltensweisen (Kratzen, Toben, Jagen etc.) nach Herzenslust ausleben. Man lockt sie also freundlich in Richtung Kratzbaum, macht vielleicht das Kratzen nochmals mit den Fingernägeln vor und genau in dem Moment, wo sie das gewollte Verhalten zeigt, wird sie freudig gelobt. So versteht sie meist recht schnell und für alle stressfrei, was wir von ihr wollen.

Neben all diesen Empfehlungen, kann man je nach Naturell des ‚Schnurrers‘ auch eigene, phantasievolle Methoden zur Annäherung entwickeln. Es gilt bei allem nur das Motto: Es muss eine positive, angenehme Verknüpfung mit dem Katzen-Kratzbaum für die Katze beinhalten.

3. Falls für die bereits vorhandene/n Katze/n der alte Kratzbaum gegen einen neuen ausgetauscht werden soll, stellt dies wiederum eine eventuell, je nach Katzen-Naturell, unangenehme Neuerung in dem ihr vertrauten Heim bis zu einer Bedrohung dar. Deshalb gelten viele der bereits oben beschriebenen Erläuterungen für diese Situation gleichermaßen. Auch bei dem für den Menschen ’nur‘ Austauschen eines Katzen Kratzbaumes ist also ein geduldiges, behutsames Vorgehen der optimale Weg zur Gewöhnung von Katzen an einen neuen Spielplatz.

Der alte Kratzbaum bleibt deshalb am besten zunächst stehen. Der neue Kratzbaum wird, sofern räumlich möglich, einfach daneben aufgestellt. Das sieht zugegebenermaßen nicht unbedingt schön für das menschliche Auge aus, aber es handelt sich ja auch nur um eine Übergangsphase. Glück haben diejenigen, die den alten Kratzbaum eh behalten wollen und ihren Samtpfoten einen zweiten Kratzbaum schenken möchten.

Die Neugierigeren unter den Stubentigern werden kaum Probleme haben, einen neuen Kratzbaum zu akzeptieren. Gehört die eigene Katze jedoch nicht zu dieser Gruppe, lässt man ihr zunächst Zeit für das selbstständige Erkunden.

Ignoriert sie ihn allerdings dauerhaft, ist wieder menschliche ‚Nachhilfe‘ gefragt. Dies kann wie unter Punkt 2. ausgeführt werden, mit der Abweichung, dass der Mensch den alten Kratzbaum nicht mit einbezieht. Das Bekanntmachen mit dem neuen Kratzbaum steht ab jetzt im Vordergrund, wobei Tempo und Temperament der Katze berücksichtigt werden. Selbstverständlich ist auch hier wieder positive Verstärkung des gewünschten Verhaltens mit Lob und Belohnung wichtig.

Fällt die Annahme des neuen Katzen-Kratzbaumes den Katzen allzu schwer, kann man notfalls den alten Kratzbaum unattraktiv machen. Die meisten Katzenhalter/innen wissen selbst am besten, was ihr Schmusetiger nicht mag. Das kann von irgendwelchen Gegenständen, Gerüchen bis zu unangenehmen Geräuschen alles mögliche sein, darf aber keine Gefahr für Katzen darstellen.

Wenn die Katze den neuen Kratzbaum akzeptiert hat, wird der alte Kratzbaum entfernt. Dabei ist zu beachten, dass dies als völlig normaler Vorgang in gelassener bis freudiger  Atmosphäre und in Anwesenheit der Katze/n geschieht. Gestaltet man nämlich die Stimmung wie einen traurigen Abschied oder äußert gar Mitleid, kann es passieren, dass sich diese Stimmung auf die Samtpfoten überträgt und sie um ihn trauern, statt sich über den neuen Abenteuerspielplatz zu freuen. Entsorgt man den alten Katzen-Kratzbaum heimlich vor den Katzen, werden sie es nicht verstehen und ihn vermutlich überall suchen und vermissen.